Die Er-/Überarbeitung des Leitbildes soll dazu beitragen, sich und anderen die eigene Identität deutlicher zu machen und damit eine bestimmte Leistungskultur zu fördern. Gleichzeitig soll eine tiefgreifende emotionale Bindung der Mitarbeiter an die Firma hergestellt werden.
Klar und verständlich in der Sprache, dazu kurz und übersichtlich verfasst sollen die Leitlinien als Fahrplan für konkretes Handeln genutzt werden. Auch wenn das Leitbild nicht der richtige Platz für große Visionen ist, müssen von ihm trotzdem konkrete Botschaften vermittelt werden. |
In dem Leitbild sollten Allgemeinplätze vermieden werden, aus denen sich die Einzigartigkeit und die spezifischen Werte des Unternehmens nur schwer ableiten lassen. Wenn ein Leitbild zu bloßen Prospektformaten abgewertet wird, ist es eher eine Last als eine Hilfe.
Häufig werden echte Inhalte durch Floskeln und Binsenwahrheiten ersetzt. Manchmal wird auch der Kern eines Leitbildes verfehlt, denn dieses muss Fragen beantworten wie:
1. Was ist das Herzstück des Unternehmens, aus dem wertschaffende Leistungen erwachsen können ? 2. Welche Werte sind es wert, gelebt zu werden ? 3. Wonach sollen/müssen Mitarbeiter ihr Handeln ausrichten ?
4. Worauf können sich die Kunden verlassen ? Man sollte sich der Disziplin unterwerfen, nur drei bis maximal fünf Werte verbindlich festzuschreiben. Ein Mehr ist in der Praxis für die Zielgruppen kaum zu verarbeiten. Was nicht einprägsam ist, wird in der betrieblichen Praxis zumeist auch nicht gelebt.
Das Leitbild muss ein möglichst realitätstreues Abbild des Lebens im Unternehmen sein. Von den Leitlinien muss die Botschaft ausgehen: "So sind wir !" (und nicht die Botschaft: "so wollen wir sein").
Leitlinien, die zu sehr ein Idealbild vorgeben, verpuffen und landen nach dem ersten Lesen in der Ablage. Das Leitbild muss so formuliert werden, dass sich der Anspruch daraus in tägliches Handeln umsetzen lässt. |
Systematisch betrachtet lassen sich bei der Erstellung/Wirkung eines Leitbildes mehrere Fehlerkategorien ableiten: 1. Man neigt dazu, das Leitbild zu ausführlich zu formulieren: bei dem Versuch, nichts Wichtiges unerwähnt zu lassen, entsteht der Eindruck der Beliebigkeit. 2. U.a. leiden Leitbilder an mangelnder Kompaktheit, so dass sie wegen ihrer Ausführlichkeit nicht mehr konturenscharf wahrnehmbar sind. 3. Neben der Tendenz zum "Zuviel-Gewollt" werden Leitbilder z.T. auch durch eine allgemeine Inhaltsleere geprägt. 4. Man spürt, dass ein Leitbild im Kompromiss von zu vielen unterschiedlichen Meinungen und Interessen entstanden ist: wie oft in der Politik fehlt dem kleinsten gemeinsamen Nenner dann das scharfe, unverwechselbare Profil. Ein Leitbild sollte das in Worte fassen, was ein Unternehmen attraktiv, einzigartig und damit anfassbar macht. 5. Mit dem unscharfen, allgemeinen Leitbild fehlt die unternehmensspezifische Ausprägung, d.h. derselbe Text könnte auch von dem Wettbewerber X oder Y stammen. Bei fehlendem Unternehmensbezug können abstrakt formulierte Leitlinien nicht dazu beitragen, Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten u.a. die spezielle Kultur des Unternehmens verbindlich näherzubringen. 6. Bei sog. kalten Leitbildern (d.h. wie aus dem Lehrbuch abgeschrieben) ersetzen wunschgetränkte Theoriepapiere die Abbildung der tatsächlichen Zustände: es fehlt an Herzblut. 7. Viele Leitbildtexte verharren im Allgemeinen und vermeiden das Bekenntnis zur Leistungskultur.: Leitbilder sollen ja binden und zu mehr Leistungen inspirieren.
Ein Leitbild verbessert die tägliche Lebenswelt im Unternehmen nur, wenn das Gedankengut auch wirklich im täglichen Handeln verankert wird. Merkmale eines sprachlich brillant formulierten Leitbildes sind u.a.: Kürze, Eindeutigkeit und Unverwechselbarkeit. |
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Diplomkaufmann Jörg Becker
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Autor zahlreicher Publikationen
Langjähriger Senior Manager in internationalen Management Beratungen
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