Eine Beurteilung, Klassifizierung und Einordnung von Kunden kann zunächst einmal anhand einer üblichen ABC-Analyse erfolgen. Die ABC-Analyse ist eine universelle Methode, mit der für eine Vielzahl von Planungs-, Kontroll- und Analyseaufgaben sinnvolle Schwerpunkte ermittelt werden können. Betriebswirtschaftliche Vertriebsdaten wie Umsätze oder Deckungsbeiträge können danach beurteilt werden, wie wichtig sie im Hinblick auf bestimmte Ziele wie Kunden oder Märkte sind. Bei einer Schwerpunktbildung der Gesamtheit aller in die Untersuchung einbezogenen Positionen ermöglicht die ABC-Analyse, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen und so die zur Verfügung stehenden Sach-, Personal- und Finanzmittel gezielt in gewinnbringende Vertriebsaktivitäten zu investieren. Eine ABC-Analyse der Kunden kann beispielsweise mit einer Unterteilung nach festen Umsatzgrößen oder mit einer Unterteilung nach Prozentsätzen des Anteils der Kunden am Verkaufsumsatz erstellt werden. Eine ABC-Bewertungsliste kann dann komplett für alle Kunden oder aber auch für einzelne Kundengruppen erstellt werden. Mit dieser ABC-Klassifizierung können auch die ständige Bonitätsüberwachung der A- und B-Kunden sowie die Ausschaltung unbedeutender C-Kunden unterstützt werden.
Beispiel Kundenklassifizierung nach jährlichem Verkaufsumsatz: Die Ergebnisse zeigen die Bedeutung einzelner Kunden für den Gesamtumsatz des Unternehmens. Diese Kennziffer kann sich unter Umständen von Jahr zu Jahr ändern. Wichtig ist, dass auf Grundlage dieser Ergebnisse Maßnahmen ergriffen werden können, um die Nachfrage bei den wichtigsten A-Kunden durch erhöhte Verkaufsaktivitäten zu sichern. Weiterhin könnten bei bestimmten A-Kunden evtl. zu erwartende Umsatzeinbußen auch durch rechtzeitige Maßnahmen zur Umsatzsteigerung bei B- und C-Kunden rechtzeitig kompensiert werden.
Nicht alle wissen immer, welche Kunden profitabel sind und welche Kunden möglicherweise sogar negative Effekte auf das Ergebnis auslösen. Die häufig praktizierte Bewertung der Kunden nach A-, B-, C- und D-Umsatzgrößen ist ein manchmal nur scheinrationales Raster: der Umsatz des Kunden sagt allein wenig über die Profitabilität des Kunden aus. Oft sind es die umsatzstärksten Kunden, die ohne Be- oder Verrechnung überproportional Serviceleistungen in Anspruch nehmen. Um die Schwächen der eindimensionalen, rein umsatzbezogenen ABC-Analyse zu vermeiden, lässt sich diese zusätzlich um den Bewertungsmaßstab Deckungsbeitrag erweitern. Daraus lassen sich 9 mögliche Kundenklassen ableiten: Die AA-Kunden mit hohem Umsatz- und DB-Anteil haben den höchsten Kundenwert, die CC-Kunden demgegenüber den niedrigsten Kundenwert.
Ergänzend kann rechnerisch ein Konzentrationsgrad aus Deckungsbeitrags- und Kundenanteil ermittelt werden: Konzentrationsgrad = (Deckungsbeitraganteil : Kundenanteil). Oder mit einer ROC-Analyse (Return on Credit) kann zwischen dem Deckungsbeitrag des Kunden zusätzlich eine Beziehung zur Rentabilität des in den Forderungen investierten Kapitals hergestellt werden: ROC = (Deckungsbeitrag des Kunden: Forderungen gegenüber dem Kunden) x 100. Daraus lässt sich ein ROC-Tableau nach Kundenklassen herleiten. Weitere Kundenklassifizierungen können aufgrund Kaufwiderstand und zukünftiger Wachstumsstärke/Bedeutung des Kunden ermittelt werden.
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