Die
Begriffe "Vermachtung" und "Re-Feudalisierung" des kommunikativen Raumes beziehen sich auf die Konzentration von Macht und die Rückkehr zu hierarchischen Strukturen in der Kommunikation, ähnlich
den gesellschaftlichen Verhältnissen im Feudalismus. Dies steht im Gegensatz zur ursprünglich egalitären Idee des Internets als Raum für freie Meinungsäußerung und Austausch.
Aspekte
der Vermachtung und Re-Feudalisierung
Machtkonzentration bei
Plattformen:
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Wenige große
Technologieunternehmen wie Meta (Facebook, Instagram), Alphabet (Google, YouTube), und X (ehemals Twitter) dominieren die digitale Kommunikation.
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Diese
Plattformen kontrollieren Algorithmen, die bestimmen, welche Inhalte sichtbar sind, und beeinflussen somit den öffentlichen Diskurs.
Algorithmische
Hierarchisierung:
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Algorithmen
priorisieren Inhalte basierend auf Engagement-Metriken, was oft polarisierten oder extremen Positionen mehr Sichtbarkeit verschafft.
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Dadurch wird
der Kommunikationsraum nicht neutral, sondern durch ökonomische Interessen gesteuert.
Privatisierung des
öffentlichen Diskurses:
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Plattformen
fungieren als privatwirtschaftliche Akteure, die Nutzungsbedingungen diktieren und Inhalte zensieren können, oft ohne Transparenz.
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Dies
entspricht einer Form von „Feudalherrschaft“, bei der Nutzer auf das Wohlwollen der Plattformbetreiber angewiesen sind.
Influencer und
Gatekeeper:
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Einzelne
Personen oder Gruppen (z. B. Influencer, Meinungsmacher) fungieren als neue Gatekeeper, die die Aufmerksamkeit und Narrative in sozialen Medien kontrollieren.
Fallbeispiele
Elon
Musks Übernahme von Twitter:
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Nach der
Übernahme von Twitter durch Elon Musk gab es Berichte über veränderte Priorisierungen von Inhalten sowie eine Rückkehr zuvor verbannter Accounts. Entscheidungen wurden oft einseitig
getroffen und nicht transparent kommuniziert.
Facebook-Cambridge-Analytica-Skandal:
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Der Skandal
zeigte, wie persönliche Daten genutzt wurden, um politische Kampagnen zu beeinflussen und bestimmte Zielgruppen gezielt zu manipulieren. Dies ist ein Beispiel für die Macht der
Plattformbetreiber und deren Eingriff in demokratische Prozesse.
Zensur
und Deplatforming:
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Beispiele wie
die Sperrung des Accounts von Donald Trump auf verschiedenen Plattformen nach dem Sturm auf das Kapitol 2021 verdeutlichen die Macht der Plattformen, den Zugang zu ihrem kommunikativen
Raum zu kontrollieren.
TikTok
und staatliche Einflussnahme:
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TikTok wird
häufig beschuldigt, Inhalte entsprechend den politischen Interessen Chinas zu moderieren. Dies wirft Fragen über staatlichen Einfluss auf Plattformen auf.
Konzentration im
Nachrichtenbereich:
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In
vielen Ländern dominiert ein kleines Oligopol an Medienunternehmen den Zugang zu Informationen, wodurch alternative Stimmen marginalisiert werden.
Implikationen
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Die
zunehmende Vermachtung und Re-Feudalisierung des kommunikativen Raumes gefährdet die Meinungsfreiheit und den demokratischen Diskurs.
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Ein
möglicher Ausweg könnte in der Schaffung dezentraler Plattformen und einer stärkeren Regulierung durch unabhängige Institutionen liegen.
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